Des Kaisers neue Kleider

Wer möchte wohl nicht in diesem Land leben? Einem Land, das hinter den Sieben Bergen, bei Dornröschen vorbei und dann scharf links um die Ecke bei Hänsel und Gretel liegt. In dem alle Leute - sogar die Kinder und die Hunde! - besonders gut angezogen sind. In dem ein Kaiser regiert, der in einem Himmelbett so groß wie ein Klassenzimmer schlummert, der jeden Morgen Gummibärchen mit flüssiger Schokolade und bergeweise Pfannkuchen mit Sirup verspeist - und der 27 Ankleidezimmer besitzt. Doch leider hat er mehr Kleider als Freunde (genaugenommen hat er keinen einzigen …). Und auch niemandem, der es wagen würde, ihm die Wahrheit zu sagen. Zum Beispiel, als ihm zwei angeblich berühmte Schneiderkünstler kostbarste Gewänder auf den Leib schneidern, aus prachtvollen, federleichten Stoffen. Leider kann der Kaiser diese Stoffe nicht sehen, sondern erblickt im Spiegel nur seinen kaiserlichen Fuß, sein kaiserliches Knie und … noch allerlei Kaiserliches mehr. Doch zugeben mag er das nicht: Der Kaiser weiß und sieht schließlich alles! Und so tritt er denn bei einem pompösen Umzug vor dem versammelten Volk auf: in des Kaisers neuen Kleidern …

Ach, wie schön! Das klassische - und gleichzeitig ungemein zeitgeistige - Märchen kommt hier als herrlich bissige, grandios illustrierte Vorlesegeschichte daher, an deren witzig-fantasievollen Details nicht nur Kinder ihre helle Freude haben werden. Und die Moral von der Geschicht‘ ist am Ende tatsächlich noch ein bisschen hintergründiger - und nachvollziehbarer - als bei Andersens Original.