In Deutschland hängt Bildung noch immer stark vom Elternhaus ab. Besonders beim Lesen zeigt sich diese Ungleichheit deutlich – Kinder aus bildungsnahen Familien haben am Ende der Grundschule oft ein ganzes Lernjahr Vorsprung gegenüber Gleichaltrigen aus schwierigerem Umfeld. Unsere beispielhaften Lese-Biografien zeigen einige der vielen Ursachen, warum jedes vierte Kind nach der Grundschule nicht ausreichend lesen kann.
Emil ist vier Jahre alt. Er träumt vom Fliegen, liebt Bewegung und entdeckt die Welt mit all seiner Energie. Doch obwohl Emil neugierig und fröhlich ist, fehlt ihm etwas Entscheidendes: die Worte, um all das auszudrücken, was in ihm steckt. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, ist in Wirklichkeit der Beginn einer Spirale, die viele Kinder in Deutschland trifft. Seine Geschichte ist fiktiv, aber sie basiert auf dem Alltag vieler Kinder.
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Kinder wie Emil wachsen in liebevollen Familien auf. Doch Vorlesen und Sprachanregungen erhalten im Alltag insgesamt wenig Raum. Kitas möchten Kinder stärken. Doch es fehlen Ressourcen, Personal und Zeit. In Kitas fehlt daher oft die Zeit für systematische, alltagsintegrierte Sprachförderung.
Wenn Emil in die Schule kommt, wird er feststellen, dass andere Kinder schon viel mehr Wörter kennen, besser erzählen können und leichter lesen lernen. Was er sich mühsam erarbeitet, fliegt anderen zu.
Die Folgen:
Vier von zehn Kindern verlassen die Grundschule mit unzureichender Lesekompetenz. Emil wird wahrscheinlich eines davon.
Digitale Medien gehören selbstverständlich zum Alltag von Kindern. Studien wie der Vorlesemonitor 2024 und die miniKIM 2023 zeigen, dass bereits Vorschulkinder regelmäßig Tablets und digitale Spiele nutzen. Gleichzeitig wird in Haushalten, in denen wenig vorgelesen wird, meist nur eine sehr kleine Auswahl an Kinderbüchern bereitgehalten.
Das bedeutet:
Gerade deshalb ist Leseförderung im frühen Kindesalter so wichtig – wer sie nicht erhält, hat später häufig Probleme beim Lesenlernen, so wie Emil.
Vorlesen ist eine besonders wirksame Maßnahmen, um Sprachentwicklung, Konzentration und Lesemotivation zu fördern. Studien zeigen: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird,
Schon wenige Minuten am Tag können das Blatt wenden. Dabei kommt es weniger auf die Dauer, als auf die Regelmäßigkeit an. Doch viele Eltern wissen das nicht oder fühlen sich unsicher.
Gemeinsam mit vielen Engagierten wir uns dafür ein, dass Kinder wie Emil die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Unsere Programme setzen an der Wurzel an: früh, niedrigschwellig und nachhaltig.
1. Wir klären auf
Wir stärken Bezugspersonen aus Kita, Grundschule und sogar Arztpraxen. Mit Tipps, Materialien und Leseempfehlungen zeigen wir, wie frühes Vorlesen funktioniert und warum es wirkt.
2. Wir schenken Geschichten
Wir geben Familien wie Emils Bücher in die Hand, z. B. mit Programmen wie Lesestart 1-2-3 oder “einfach vorlesen!". Geschichten, die begeistern und zeigen: Lesenlernen lohnt sich.
3. Wir unterstützen freiwillig Engagierte und Fachkräfte
Mit Schulungen, Materialien und Angeboten helfen wir Menschen, die Kinder beim Lesen begleiten – von der Kita bis zur Grundschule, z. B. in unserem Campus Stiftung Lesen.
4. Wir stärken Kitas – politisch und praktisch
Wir setzen uns dafür ein, dass Kitas als zentrale Bildungsorte anerkannt und strukturell besser ausgestattet werden.
Unterstützen Sie unsere Arbeit! Mit Ihrer Spende schenken Sie Kindern wie Emil etwas, das bleibt: Wortschatz, Selbstvertrauen und einen fairen Start in die Schule.
Warum ist Vorlesen so wichtig?
Vorlesen stärkt die Sprachentwicklung, fördert die Konzentration und weckt Freude an Geschichten. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, fällt das Lesenlernen leichter.
Wie kann ich mein Kind beim Lesenlernen unterstützen?
Am besten gelingt es durch gemeinsames Lesen im Alltag: kurze Geschichten auswählen, regelmäßig kleine Lesezeiten einplanen und die Kinder selbst den Bücher, Comic, Manga und Co. aussuchen lassen. Wichtig ist, Spaß am Lesen zu vermitteln – nicht Druck.
Was bedeutet Leseförderung genau?
Leseförderung umfasst alle Maßnahmen, die Kindern den Zugang zu Geschichten, Büchern und Texten erleichtern. Sie beginnt beim Vorlesen im Kleinkindalter und reicht bis zur gezielten Unterstützung in Schule und Freizeit.
Welche Rolle spielt das Elternhaus beim Lesenlernen?
Das Elternhaus hat großen Einfluss auf das Lesenlernen: Kinder, denen zum Beispiel regelmäßig vorgelesen wird, entwickeln meist bessere Lesefähigkeiten. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Eltern aufgrund von Stress, Zeitmangel oder fehlenden Büchern Unterstützung brauchen.