In Deutschland hängt Bildung noch immer stark vom Elternhaus ab. Besonders beim Lesen zeigt sich diese Ungleichheit deutlich – Kinder aus bildungsnahen Familien haben am Ende der Grundschule oft ein ganzes Lernjahr Vorsprung gegenüber Gleichaltrigen aus schwierigerem Umfeld. Unsere beispielhaften Lese-Biografien zeigen einige der vielen Ursachen, warum jedes vierte Kind nach der Grundschule nicht ausreichend lesen kann.
Farids Geschichte verbildlicht, wie schwer es Familien und insbesondere Kinder haben, die im schulpflichtigen Alter nach Deutschland gekommen sind. Gerade wenn Kinder ohne Deutschkenntnisse starten müssen, brauchen sie gezielte Unterstützung – genau die fehlt aber an der Hälfte der Grundschulen in Deutschland. Kinder erhalten viel zu häufig weder im noch außerhalb des Unterrichts passende Förderangebote. Dazu kommen kulturelle Unterschiede, die nicht immer beachtet werden (können). Während in Deutschland die Mitarbeit von Eltern erwartet wird, ist das nicht immer im Heimatland der Familien der Fall – das kann zu Missverständnissen führen. Leidtragende: Die Kinder, die ihr Potenzial nicht entfalten können. Nicht weil sie nicht lernen wollen, sondern weil die Umstände sie hindern.
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Viele Kinder mit Migrationsgeschichte sind häufiger von zwei – in Deutschland – großen Bildungshürden betroffen: Armut und ein Elternhaus, das den Kindern bei Problemen in der Schule nicht helfen kann. Dazu können sprachliche Hürden oder kulturelle Unterschiede dazu führen, dass sich Eltern nicht einbringen. In vielen Ländern mischen sich Eltern nicht in schulische Abläufe ein. In Deutschland muss es sogar sein, damit Kinder in jedem Fach mitkommen. Häufig fehlen gezielte Sprachförderung, spannender Lesestoff und finanzielle Ressourcen – zu Hause und in der Schule. Das Ergebnis: Kinder mit Migrationsgeschichte erreichen im Durchschnitt geringere Kompetenzen in Lesen und Sprache. Schlechte Leistungen liegen nicht daran, dass die Kinder nicht lernen können oder wollen, sie brauchen aber mehr Unterstützung – und die bekommen sie im deutschen Bildungssystem oft nicht.
Farid ist nicht echt, aber seine Geschichte ist es. Er steht stellvertretend für viele Kinder, die in Deutschland ankommen, voller Neugier und doch schnell an Grenzen stoßen. Sprachbarrieren, fehlende Strukturen und Unsicherheiten auf allen Seiten erschweren ihnen den Start. Deshalb setzen wir uns ein.
1. Wir helfen beim Ankommen
Mit Projekten, die mehrsprachig ansetzen – in Schule, Familie und Freizeit. Damit Kinder wie Farid schneller in die Bildungssprache Deutsch hineinwachsen. Dafür stellen wir über „Weil uns Lesen weiterbringt“ Materialien zur Verfügung oder unterstützen Kitas mit Projekten wie „Vorlesen in allen Sprachen“.
2. Wir machen Eltern zu Verbündeten.
Wir stellen Lesematerial und Informationen bereit, die auch auf Arabisch, Farsi oder Ukrainisch verfügbar sind. Wir zeigen, wie Vorlesen unabhängig von der Erstsprache funktioniert. So können Eltern in der Sprache vorlesen, die ihnen vertraut ist – und dabei trotzdem das Lesenlernen auf Deutsch unterstützen.
3. Wir fördern Begegnung.
Wir helfen dabei, dass durch mehrsprachige Vorleseaktionen Räume geschaffen werden können, in denen Vielfalt als Stärke erlebt wird.
4. Wir unterstützen Fachkräfte.
Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal erhalten von uns praxistaugliche Materialien, Fortbildungen in unserem Campus Stiftung Lesen und Impulse für sprachsensible, diskriminierungskritische und interkulturell offene Leseförderung.
Farids Geschichte zeigt, wie wichtig Sprache für eine aktive Beteiligung in der Gesellschaft ist und wie sehr Kinder davon profitieren, wenn ihnen jemand zuhört, vorliest und sie ermutigt.
Am Bundesweiten Vorlesetag, eine Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung, setzen wir am 21. November gemeinsam ein Zeichen: „Vorlesen spricht deine Sprache“ – egal ob Deutsch, Arabisch, Farsi, Türkisch oder Ukrainisch. Denn jedes Kind verdient Geschichten, in einer Sprache, die es versteht und die Brücken baut.
Lies vor. Schenke Sprache. Schenke Nähe.
Deine Spende hilft!
Für Kinder wie Farid.
Für mehr Gerechtigkeit.
Für ein Bildungssystem, das kein Kind zurücklässt.
Warum ist Vorlesen so wichtig?
Vorlesen stärkt die Sprachentwicklung, fördert die Konzentration und weckt Freude an Geschichten. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, fällt das Lesenlernen leichter.
Wie kann ich mein Kind beim Lesenlernen unterstützen?
Am besten gelingt es durch gemeinsames Lesen im Alltag: kurze Geschichten auswählen, regelmäßig kleine Lesezeiten einplanen und die Kinder selbst den Bücher, Comic, Manga und Co. aussuchen lassen. Wichtig ist, Spaß am Lesen zu vermitteln – nicht Druck.
Was bedeutet Leseförderung genau?
Leseförderung umfasst alle Maßnahmen, die Kindern den Zugang zu Geschichten, Büchern und Texten erleichtern. Sie beginnt beim Vorlesen im Kleinkindalter und reicht bis zur gezielten Unterstützung in Schule und Freizeit.
Welche Rolle spielt das Elternhaus beim Lesenlernen?
Das Elternhaus hat großen Einfluss auf das Lesenlernen: Kinder, denen zum Beispiel regelmäßig vorgelesen wird, entwickeln meist bessere Lesefähigkeiten. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Eltern aufgrund von Stress, Zeitmangel oder fehlenden Büchern Unterstützung brauchen.