Ein Mädchen mit dunklen Haaren und zwei Zöpfen lächelt, während es mit verschränkten Armen auf der Lehne eines Holzstuhls lehnt. Links im Bild steht in weißer Schrift auf lilafarbenem Hintergrund der Text „Lesen geht uns alle an“
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Kims Geschichte

Lesen darf kein Luxus sein

Zahlreiche Studien bestätigen: Bildung ist in Deutschland abhängig vom Elternhaus. Mit Blick auf die zentrale Fähigkeit für Bildung - die Lesekompetenz - haben Kinder aus formal besser gestellten Familien bereits am Ende der Grundschule ein ganzes Lernjahr Vorsprung gegenüber Kindern aus schwierigeren Verhältnissen. 

Wir zeigen mit typischen Lese-Biografien, wie mangelnde Ressourcen oder Strukturen, fehlendes Wissen und auch kulturelle Unterschiede dazu führen können, dass ein Viertel der Kinder nach der Grundschule nicht ausreichend gut lesen kann. Klar ist: Die Biografien zeigen nur einige von vielen Gründen. Aber sie zeigen vor allem: Wie kann es zu mangelnder Lesekompetenz kommen, obwohl alle Beteiligten im Leben der Kinder - von Eltern über Erzieher*innen bis zu Lehrkräften - nur das Beste für sie wollen?

Warum es Kim schwerer hat als andere Kinder

Kim lebt zusammen mit ihrer Mutter. Wie 2,3 Millionen andere Frauen in Deutschland ist sie alleinerziehend. In Kims Fall hat die Mutter kaum Unterstützung in ihrem Umfeld. Sie muss Beruf, Alltag und Kinderbetreuung allein stemmen - eine Meisterleistung an sich. Das Geld ist knapp, spannenden Lesestoff hat Kim zu Hause nicht. Zeit für Vorlesen, Büchereibesuche oder gemeinsames Lesen üben? Kaum vorhanden. 

Ihre Lehrer*innen merken, dass es Kim Mühe bereitet, flüssig zu lesen und Gelesenes zu verstehen. Sie bräuchte gezielte, zusätzliche Förderung, zum Beispiel außerunterrichtlich im Rahmen des Ganztags. Dafür fehlen vielen Lehrkräften aber die Zeit und die Ressourcen. 

Und Kim ist kein Einzelfall: 2023 besuchte deutschlandweit die Hälfte der Kinder im Grundschulalter eine Ganztagsbetreuung. Der Betreuungsbedarf der Eltern (73 %) kann so noch nicht abgedeckt werden. 

Infografik zu Familien in Deutschland: Insgesamt gibt es 11,8 Millionen Familien. Davon sind 7,9 Millionen Ehepaare, 2,8 Millionen Alleinerziehende und 1,1 Millionen Lebensgemeinschaften. Unter den Alleinerziehenden sind 2,318 Millionen Frauen und 496.000 Männer.
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Was das für unsere Gesellschaft bedeutet

Jedes vierte Kind in Deutschland kann am Ende der Grundschule nicht ausreichend lesen. Dahinter steckt nicht mangelnde Intelligenz, sondern fehlende Förderung. "Starke" und "schwache" Lesekompetenz sind keine feste Eigenschaft, sondern Ergebnis unterschiedlicher Voraussetzungen

Wenn Kinder wie Kim nicht die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, vergrößert sich die Lücke:

  • Kinder mit Leseschwierigkeiten meiden das Lesen, fallen immer weiter zurück.
  • Kinder mit guten Lesefähigkeiten üben mehr, werden noch besser.

So entscheidet die soziale Herkunft stärker über den Bildungserfolg als in fast jedem anderen Land. Das ist unfair, aber veränderbar. 

Infografik mit dem Titel „Lesekompetenz ist in Deutschland eine Frage der sozialen Herkunft“. Links: Symbol Bücherstapel mit Hinweis, dass Kinder aus Haushalten mit weniger als 10 Büchern seltener lesen lernen. Mitte: Symbol Uhr mit Hinweis auf Zeitmangel, Stress und fehlenden Lesestoff als Gründe, warum Familien weniger vorlesen. Rechts: Symbol erhobener Finger mit Hinweis, dass Kinder aus sozial besser gestellten Familien am Ende der Grundschulzeit einen Lernjahr-Vorsprung haben.
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Für Kinder wie Kim.
Für mehr Gerechtigkeit.
Für ein Bildungssystem, das kein Kind zurücklässt.

Was wir als Stiftung Lesen tun

Kim ist nicht echt, aber ihre Geschichte ist es. Sie steht für viele Kinder in Deutschland, die dringend unsere Hilfe brauchen. Deswegen sind wir aktiv.

1. Wir entlasten Eltern, indem wir Menschen vor Ort stärken

Unsere Arbeit mit freiwillig Engagierten, Büchereien, Schulen und Kitas hilft dabei, Eltern zu entlasten und Kindern Hilfestellung zu geben. Denn indem wir das Umfeld von Kindern aktivieren und unterstützen, können Fachkräfte aber auch wir, die Gesellschaft, als freiwillig Engagierte Kindern besser helfen.

2. Wir schaffen Zugänge

Programme wie „Lesestart“, „einfach vorlesen!“ oder „Ich schenk dir eine Geschichte“  bringen Bücher und Geschichten kostenlos und direkt in die Familien – auch dort, wo sie sonst schwer hinkommen. Denn wir wissen: Frühe Leseförderung senkt das Risiko späterer Leseschwäche deutlich.

3. Wir klären auf

Wir sprechen mit Eltern, Fachkräften und Politik. Wir geben Tipps und machen öffentlich deutlich, wie stark der Bildungserfolg von Kindern noch immer vom Elternhaus abhängt – obwohl Bildung eigentlich Chancengleichheit schaffen sollte.

👉 Hilf uns, Bildungsungerechtigkeit zu stoppen.

Mit deiner Spende schenkst du Kindern wie Kim Zugang zu Geschichten, Büchern – und damit zu mehr Chancen im Leben. 

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Oder engagiere dich freiwillig und bring Kinderaugen zum Leuchten, indem du z.B. vorliest und den Teufelskreis unterbrichst.

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Häufige Fragen (FAQ) zur Leseförderung

Warum ist Vorlesen so wichtig?

Vorlesen stärkt die Sprachentwicklung, fördert die Konzentration und weckt Freude an Geschichten. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, fällt das Lesenlernen leichter.

Wie kann ich mein Kind beim Lesenlernen unterstützen?

Am besten gelingt es durch gemeinsames Lesen im Alltag: kurze Geschichten auswählen, regelmäßig kleine Lesezeiten einplanen und die Kinder selbst den Bücher, Comic, Manga und Co. aussuchen lassen. Wichtig ist, Spaß am Lesen zu vermitteln – nicht Druck.

Was bedeutet Leseförderung genau?

Leseförderung umfasst alle Maßnahmen, die Kindern den Zugang zu Geschichten, Büchern und Texten erleichtern. Sie beginnt beim Vorlesen im Kleinkindalter und reicht bis zur gezielten Unterstützung in Schule und Freizeit.

Welche Rolle spielt das Elternhaus beim Lesenlernen?

Das Elternhaus hat großen Einfluss auf das Lesenlernen: Kinder, denen zum Beispiel regelmäßig vorgelesen wird, entwickeln meist bessere Lesefähigkeiten. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele Eltern aufgrund von Stress, Zeitmangel oder fehlenden Büchern Unterstützung brauchen.

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