Pressemeldung – Lesen ist weit mehr als das stille Entziffern von Buchstaben – es ist Voraussetzung für Teilhabe, Bildung, Selbstwirksamkeit und kritisches Denken. Mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis zeichnen die Stiftung Lesen und die Stiftung Presse-Haus NRZ journalistische Arbeiten aus, die genau das sichtbar machen. Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger erzählen von Bildungsungleichheit, hinterfragen unser Verhältnis zur Literatur, warnen vor der Macht von Desinformation – und machen deutlich: Lesekompetenz ist kein Selbstläufer, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. Ihre Beiträge informieren nicht nur, sie bewegen, klären auf und hinterlassen Spuren. Der mit 6.000 Euro dotierte Preis wurde heute in Dresden an sechs Journalistinnen und Journalisten vergeben, den ersten Platz erhalten Olga Galicka, Lisa Graf und Laura Krzikalla für ihren Podcast „Durchgefallen – wie Schule uns als Gesellschaft spaltet“.
Mit großer erzählerischer Kraft und eindringlicher Recherche gelingt es Lisa Graf und ihrem Team, in der Podcastfolge „Chancenlotto“ das Thema Bildungsgerechtigkeit emotional, journalistisch und politisch präzise aufzuarbeiten. Den 2. Preis erhält Ilka Piepgras für ihren Beitrag im ZEITmagazin „Dreitausend Mal berührt“, in dem sie den schwierigen Prozess beschreibt, sich von Titeln ihrer angewachsenen Büchersammlung zu trennen, um zugleich vom Wesen des Lesens selbst zu erzählen. Mit einem ähnlichen Thema beschäftigt sich der Beitrag des drittplatzierten Jens Blankennagel. Der Text „Schatz zu haben“ ist eine ebenso pointierte wie poetische Hommage an das Buch. Den Sonderpreis erhält in diesem Jahr Maik Großekathöfer für „Im Labyrinth der Lügen“, eine brillante Analyse der Mechanismen hinter Fake News und Desinformation.
Herausragende Beiträge mit wertvoller Botschaft
Für die Auszeichnung mit dem Dietrich-Oppenberg-Medienpreis kommt eine Jury aus Vertretern von Presse, Stiftung Lesen, Stiftung Presse-Haus NRZ und der Familie Oppenberg zusammen und sichtet Beiträge aus Print, Online, Radio und Fernsehen, die zwischen dem 1. Januar 2024 und dem 31. März 2025 veröffentlicht wurden. Die Auszeichnung ist mit 6.000 € dotiert, die zwischen den drei besten Beiträgen und dem Sonderpreis aufgeteilt werden.
Die diesjährige Gastgeberin der Preisverleihung, Barbara Klepsch, die amtierende Präsidentin der Kulturministerkonferenz und Staatsministerin für Kultur und Tourismus des Freistaates Sachsen unterstreicht die Bedeutung der Auszeichnung: „Wer lesen kann, wem es gelingt, sich in Texte zu vertiefen, um sich Wissen und Werte anzueignen, ja die ganze Welt – hat den Schlüssel zur Bildung in Händen. Lesen ist dabei eins der wichtigsten Werkzeuge sich zu bilden, gerade in Zeiten der digitalisierten Medienwelt. Die ausgezeichneten Beiträge zeigen, wie vielfältig und wirksam Medien heute sein können: ob als Podcast, Reportage oder Hintergrundanalyse – sie schaffen Aufmerksamkeit, fördern Verständnis und eröffnen neue Perspektiven. Es geht nicht nur um das gedruckte Wort, sondern um die Fähigkeit, Inhalte zu erfassen, einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. Diese journalistischen Arbeiten leisten einen wichtigen Beitrag dazu – und erinnern uns daran, wie entscheidend die Lust am Lesen für ein selbst bestimmtes Leben ist.“
Die Preise wurden von Heinrich Meyer, Vorstand der Stiftung Presse-Haus NRZ, und Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen überreicht. Heinrich Meyer betont: „Unsere Welt ist aus Buchstaben gebaut. Wer sie entziffern und in ein bestehendes Referenzsystem einfügen kann, navigiert sicherer durch digitale und analoge Welten. Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Dietrich-Oppenberg-Medienpreis zeigen mit ihren journalistischen Arbeiten eindrücklich: Die Grundlagen für ein erfolgreiches Leben werden schon in frühester Kindheit gelegt.“ Dr. Jörg F. Maas ergänzt: „In Zeiten von zunehmender Desinformation brauchen wir guten und kritischen Journalismus, der versteht und betont wie wichtig Bildung und Lesekompetenz für die Zukunft Deutschlands sind, dringender denn je. Für ihre wichtigen und aufrüttelnden Beiträge bedanken wir uns ganz herzlich und gratulieren allen Preisträger*innen und Nominierten. Ein großer Dank gilt auch unserem Partner, der Stiftung Presse-Haus NRZ, die seit vielen Jahren gemeinsam mit uns für mehr Öffentlichkeit und Sichtbarkeit für dieses wichtigen Themas einstehen.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Detail:
Alle Preisträgerinnen und Preisträger sowie mehr Informationen zum Dietrich-Oppenberg-Medienpreis unter: https://www.stiftunglesen.de/informieren/preise-und-auszeichnungen/dietrich-oppenberg-medienpreis
Bildmaterial von der Veranstaltung und den Preisträger*innen ab Donnerstag, 24. September 2025 im Anschluss an die Preisverleihung ab circa 16:00 Uhr unter: https://publicarea.admiralcloud.com/p/sc7T8FVPt5Mwhv3aBokNSC
1. Preis
Olga Galicka, Lisa Graf, Laura Krzikalla: Podcast „Durchgefallen – wie Schule uns als Gesellschaft spaltet“
SWR, 31.01.2025
Mit erzählerischer Kraft und beispielhafter Recherche gelingt es Lisa Graf und ihrem Team, in der Folge „Chancenlotto“ ihres Doku-Podcasts „Durchgefallen – Wie Schule uns als Gesellschaft spaltet“ das Thema Bildungsgerechtigkeit emotional, journalistisch und politisch präzise aufzuarbeiten. Die Aufnahme zeigt eindrucksvoll, warum und wie früh Bildungsbiografien scheitern. Der Podcast stellt die notwendigen Fragen, warum das deutsche Bildungssystem die in unserer Gesellschaft längst diagnostizierten Ungerechtigkeiten erhärtet, statt sie zu überwinden – und er macht deutlich, wie sehr Lesen über Teilhabe entscheidet.
2. Preis
Ilka Piepgras: „Dreitausend Mal berührt“
ZEITmagazin, 18.04.2024
Ilka Piepgras nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise durch ihre Bibliothek und schreibt über den langwierigen Prozess, sich von einem Teil ihrer 3.000 Bücher zu trennen, um zugleich von ihrer Liebe zur Literatur und dem Wesen des Lesens selbst zu erzählen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, was Lesen bedeuten kann: Lebensbegleitung, Selbstvergewisserung, Erkenntnisgewinn. Mit kluger Beobachtung und warmer Melancholie verwebt Piepgras persönliche Erinnerung und gesellschaftliche Entwicklung zu einem Panorama kollektiver Erfahrung.
3. Preis
Jens Blankennagel: „Schatz zu haben“
Berliner Zeitung, 23.04.2024
Jens Blankennagel gelingt mit seinem Essay „Schatz zu haben“ eine ebenso pointierte wie poetische Hommage an das Buch. Mit liebevollem Blick beschreibt er Bücher als „wunderbare Transportmittel für Ideen“: „Mal sind sie klug, mal witzig, mal melancholisch; sie können langweilig sein oder verführerisch, anmaßend, ärgerlich oder gar gefährlich, aber eben auch abgedreht, überraschend oder weise.“ Kurz, sie sind wie wir, die wir sie lesen. Blankennagel zeigt uns, dass Lesen ebenso eine Kulturtechnik wie Lebensweise ist.
Sonderpreis
Maik Großekathöfer: „Im Labyrinth der Lügen“
DER SPIEGEL, 25.05.2024
Maik Großekathöfer liefert eine brillante Analyse eines zentralen Problems unserer Gegenwart: der schleichenden Erosion von Wahrheit im digitalen Raum. Sein Text benennt die Problemlage genauso wie er Lösungen dafür sucht – und findet. In imponierender Dichte legt Großekathöfer dar, wie Falschinformationen unsere Wahrnehmung manipulieren und unser Denken unterwandern. Der Autor schöpft aus einer Vielzahl an wissenschaftlichen Studien, Experteninterviews, psychologischen Experimenten und Fallbeispielen. Jeder Gedanke ist belegt, jede These nachvollziehbar.
Der Dietrich-Oppenberg-Medienpreis
Der Dietrich-Oppenberg-Medienpreis ist nach dem im Jahr 2000 verstorbenen Gründer und langjährigen Herausgeber der NRZ Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung in Essen, Dietrich Oppenberg, benannt. Mit der Auszeichnung möchten die Stiftung Lesen und die Stiftung Presse-Haus NRZ ein Zeichen setzen für die Bedeutung des Lesens in einer freien Gesellschaft sowie eine lebendige Zeitungskultur fördern. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind auf der Website der Stiftung Lesen zu finden: www.stiftunglesen.de/oppenberg-medienpreis