Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich

So richtig viele Erfolgserlebnisse haben der 11-jährige Matti und sein allerbester Freund Otto in der Schule ja nicht. Und ziemlich uncool - sprich: viel zu brav - sind die beiden außerdem noch. Da kommt zumindest Matti das neue Projekt der Musiklehrerin Frau Schütz gerade recht. Die hat nämlich überraschenderweise - und mit etwas Hilfestellung -  YouTube für sich entdeckt und die Schüler beauftragt, einen Rap im Stil des schwer angesagten „Bruda Berlin“ zu schreiben. Das ist DIE Chance für Matti und Otto! Na gut: Otto kann nicht singen. Und ist außerdem eigentlich permanent damit beschäftigt, sich unsichtbar zu machen. Seine Mutter schreibt nämlich einen total peinlichen Mama-Blog, in dem sie z. B. Yoga-Fotos von Otto online stellt. Und Matti hat als potenzieller Rap-Texter auch ein Problem: In einem Alltag, der außer dem ungeliebten Freund der eigenen Mutter wenig Dramatisches bietet, fehlen die richtig coolen Themen. Kein Raubüberfall, keine protzigen Goldketten, keine dicken Autos, nirgends. Wer also hat einen fiesen Text verdient? Ob es da zur Not Horst Zimmermann, der unfreundliche Kioskbesitzer, tut? Probieren kann man‘s ja mal …

Da haben auch erwachsene (Vor-)leser ihren Spaß - und kriegen stellenweise ordentlich ihr Fett weg! Denn die wirklich herrlich komische und temporeiche Geschichte hat auch reichlich Seitenhiebe auf die Großen parat. Daneben geht‘s um Gentrifizierung, Vorurteile, Mut, Solidarität und Selbstvertrauen. Und natürlich um eine wunderbare Freundschaft. Das liest sich in einem Rutsch und ist gleichzeitig Herz erwärmend, nachdenklich und sehr, sehr witzig: ein unbedingt lohnender, zeitgemäßer und dabei im besten Sinne klassischer Kinderroman!

Ausgezeichnet mit dem Leipziger Lesekompass 2019.